An ge dacht von Dekan Stefan Kirchberger
Du bist ein Gott, der mich sieht
Ein leuchtendes Lächeln der Mutter in den Kinderwagen lässt das Kindergesicht strahlen. Die urmenschliche Geste erinnert an den Segen: „Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch Frieden.“ Blickwechsel, die etwas zum Leuchten bringen. Das Angesicht, unser Herz, die Seele. Zwischen Mutter und Kind, zwischen dem Vater im Himmel und uns.
„Du bist ein Gott, der mich sieht.“ Hagar, eine Magd Saras und Abrahams, nennt Gott den, der sie sieht. Sie hat nichts zu Lachen. Hagar wird als Leihmutter benutzt. Der Vater ihres Kindes erkennt sie nicht als Ehefrau an. Sara, für die sie das Kind austrägt, lässt die Untergebene Eifersucht und Unterlegenheit spüren.
Gott aber hebt sein Angesicht auf Hagar. Er lässt es leuchten über ihr und gibt ihr Frieden. Du siehst mich, Gott, spürt die Frau gegen den Augenschein ihrer äußeren Umstände. Was für ein Trost, was für eine Kraftquelle in ihrem Herzen.
„Du bist ein Gott, der mich sieht.“ (1. Mose 16,13) Trost und Kraftquelle seit Jahrtausenden schon. Gott sieht uns. Wir wollen nicht aufhören, uns daran zu erinnern.